Zu hören am Sonntag 26. April und 3. Mai 2015, 14:00 - 21:00 Uhr:
Island
(dt.: Insel)
(2015, Uraufführung)
von Dean Rosenthal
Lautsprecherinstallation, Kurator: Knut Remond
Dean Rosenthal über 'Island':
Was Sie in "Island" hören, ist ein Auszug, eine Studie tatsächlich, in Vorbereitung eines viel längeren, auch "Island" genannten Stückes, dessen Komposition im Werden ist. "Island" erforscht die Geschichte und Gemeinschaft der Insel, auf der ich lebe, Martha's Vineyard. In Amerika und weltweit ist Martha's Vineyard dafür berühmt, Präsidenten und Berühmtheiten in ihrer Urlaubszeit zu Gast zu haben, und bietet auch ein Plätzchen für die Wohlhabenden und Vermögenden der Welt, auf das sie sich stützen können, wenn sie dem Alltagsleben entfliehen möchten.
Die ganzjährige Gemeinschaft, die Martha's Vineyard als ihr Zuhause ansieht, führt oft getrennte Leben und beinhaltet eine Reichhaltigkeit, die BesucherInnen selten sehen. Jene Reichhaltigkeit und Überlieferungen sind das Thema von "Island". Ich interviewte etliche ganzjährige BewohnerInnen, indem ich ihnen die gleichen drei Fragen stellte: Was brachte dich hierher? Warum bleibst du? Hast du eine Geschichte zu erzählen? Ich ging auch auf der Insel herum, um Sounds von woher auch immer ich konnte aufzunehmen. Schlussendlich ist "Island" eine Erzählung von der Inselgemeinschaft und von Inselsounds, die die dauerhafte und einzigartige Verbindung bildet, die wir als Ganzjährige erleben, indem wir hier auf der Insel und in der Hör- und spirituellen Landschaft, die Martha's Vineyard ist, leben.
In Bezug zu der Frage 'Soundaktivismus', mit der sich ohrenhoch 2015 auseinandersetzt, schreibt Dean Rosenthal:
Soundaktivismus ist für mich etwas, was jeder Sound anstrebt – ob er sozial oder politisch ist oder nicht, Sound geht auf andere zu, um uns zusammenzubringen, uns auseinander zu stossen, uns in Einsamkeit zu ziehen oder uns zu einem intellektuellen und emotionalen Raum zu führen, so dass wir nachsinnen oder weinen oder Freudensprünge machen oder uns neu beleben; solche Dinge, sowohl auf Erfahrung beruhend als auch a priori.
Als Komponist, wenn ich Musik aktiviere, ist es beinahe als ob ich lediglich etwas übersetze, das schon existiert hat und für immer existieren wird. Meine Arbeit ist oft angetrieben von musikalischen Ideen, die ich ausserhalb von mir finde. Diese musikalischen Ideen zu finden erscheint mir meist ohne Provokation, und so ist das Element des Soundaktivismus weniger als intellektuelle oder ästhetische Modalität von Einfluss als der Soundaktivismus, den ich in meiner persönlichen Erfahrung von Gemeinschaft finde, aber auch durch Logik temperierte Akte der Inspiration.
[Übersetzung aus dem Englischen: K. Moos/ohrenhoch]
['Island' wird zum Teil gefördert durch den Martha's Vineyard Cultural Council, ein Bezirksamt, das durch das Landesamt Massachusetts Cultural Council unterstützt wird.?Die ohrenhoch-Sonntage 2015 werden gefördert durch die Initiative Neue Musik Berlin e.V. und Konzert des Deutschen Musikrates]
Dean Rosenthal arbeitet in seiner Arbeit als Komponist mit gefundenen Objekten und mathematischen Formeln. Seine Stücke beinhalten instrumentale Arbeiten, die oft auf natürliche Beobachtungen von Eigenschaften in der Mathematik fokussiert sind wie z.B. perfekte Kachelungen, Kombinationen und Permutationen, Field Recordings, Textpartituren und digitalen Pastiche. Dean Rosenthal fungiert als Mitherausgeber des Open Space Web Magazine und als mitwirkender Herausgeber bei anderen Open Space Publikationen. Seine Werke werden international, hauptsächlich in Nordamerika und Europa, aufgeführt, gesendet, choreographiert und installiert.